Barbara Beisinghoff – Hell sehen gegen Licht
Wasserzeichenblätter – Radierung – Buchdruck
17.1.2003 - 28.3.2003
Foyer der Zentralbibliothek der SUB Göttingen
Die glasüberdachte Eingangshalle der Staats- und Universitätsbibliothek gibt den durchscheinenden Wasserzeichenblättern von Barbara Beisinghoff Raum, sich zu entfalten.
„Normalerweise“ dient das Papier den Künstlern als Grundlage ihrer künstlerischen Tätigkeit; es wird darauf gezeichnet oder gedruckt. Barbara Beisinghoffs großer Verdienst ist die innovative Handhabung des Papiers für ihre künstlerischen Arbeiten. Sie entwickelte verschiedene Techniken, um im Papier selbst schöpferisch tätig zu werden. Dabei orientierte sie sich einerseits an der alten Methode der Wasserzeichenherstellung, die sie für ihre Zwecke adaptierte. Andererseits fand sie eine Möglichkeit, um im frisch geschöpften Papier mittels eines Wasserstrahls zu zeichnen. Ergebnis dieser Techniken sind Papierschöpfungen und Wasserzeichenarbeiten, die oftmals erst in der Begegnung mit dem Licht ihre immanenten Bilder preisgeben.
Barbara Beisinghoffs Affinität zu Themen aus der Literatur und Dichtung rückten sie neben ihrem experimentellen Umgang mit Papier in die Nähe von Buchkünstlern. Zahlreich sind die Arbeiten, in denen sie mit der ihr eigenen Formensprache und Technik Texte künstlerisch umsetzt. So geschehen etwa mit Arbeiten von Heinrich Heine (Wasserzeichenmappe „Wellengesänge“ zu Heines „Die Nordsee“) und „Hellsehen gegen Licht“ zu Christa Wolfs „Kassandra“ oder auch „Wie ihn der Lichtstrahl berührte“ zu „Das singende springende Löweneckerchen“ und „Die wilden Schwäne“ der Brüder Grimm.
Dr. Ulrike Büttner, 2001
In ihren Mappenwerken findet sich neben H. Heine und den Brüdern Grimm ein weiterer Bezug zur Göttinger Bibliotheksgeschichte: Georg Christoph Lichtenberg ist ihre Kassette mit Wasserzeichenbildern „Herzlicht“ 2000 gewidmet. „Ich könnte mir gar wohl vorstellen, dass es Wesen geben könnte, für die die Ordnung des Weltgebäudes eine Musik ist, wonach sie tanzen können, während der Himmel aufspielt.“
Nicht nur die Fülle von Lichtenbergs Einfällen, die sich in seinem häufigen Gebrauch des Konjunktivs spiegelt, auch seine physikalischen Experimente haben die Künstlerin inspiriert, Experimente mit dem Elektrophor, elektrostatisch aufgeladenen Platten, auf denen er Sterne und Figuren aus Harzstaub beobachtete – ganze Milchstraßensysteme, die sogenannten Lichtenbergischen Figuren.
Barbara Beisinghoff
1945* | auf dem Hiesterhof, Kreis Celle |
1964 - 68 | Studium Kunsterziehung und freie Malerei in Hannover |
1988 | Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis für Bildende Kunst, Darmstadt-Dieburg |
1990 | Kunstpreis Hameln-Pyrmont |
1991 | Internationaler Senefelder-Preis für Lithographie, Offenbach |
1997 | Kulturpreis Dreieich |
1999 | Kunstpreis der Heitland Foundation Celle |
2002 | Mainzer Stadtdrucker Preis |
Barbara Beisinghoff lebt und arbeitet in Dreieich bei Frankfurt. Ihre nächste Ausstellung: „Raum für eine Hellseherin“ 12.4.2003 - 13.9.2003 im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Bücherei Leipzig