Gutenberg und seine Wirkung
24.6.2000 - 29.10.2000
Historischer Saal der Paulinerkirche
Johannes Gutenberg (1400 - 1468), der soeben zum „Man of the Millenium“ gewählt wurde, wird im Jahr 2000 vielfältig durch biographisch orientierte Ausstellungen gewürdigt werden. Entscheidender aber als seine (wenig gesicherten) Lebensumstände ist sein Werk und vor allen Dingen die Wirkung der von ihm ermöglichten ersten Kommunikationsrevolution.
Die Buchdruckerkunst hatte sich bereits 10 Jahre nach dem ersten Druck der Gutenberg-Bibel 1454 quer durch Mitteleuropa verbreitet, und man findet im Jahre 1500 über 3000 Offizinen in über 1000 europäischen Städten. In den ersten fünfzig Jahren wurden ca. 27.000 Bücher in einer Auflage von etwa 8 Millionen Exemplaren hergestellt.
Aber nicht nur die äußere Verbreitung, sondern die Wechselwirkung zwischen Technikgeschichte und Geistesgeschichte macht das Faszinosum der Gutenberg-Forschung aus: Der Humanismus mit seinem Glauben an die allgemeine Bildungsfähigkeit der Menschen, die reformatorischen Kräfte der Kirche und die neue laikale Intelligenz an den Fürstenhöfen schufen ein Umfeld, das die Verbreitung von Wissen und Informationen durch die neuen Möglichkeiten des Buchdruckes förderte.
Die Göttinger Staats- und Universitätsbibliothek ist mit ihren Beständen geradezu prädestiniert, diese Wirkungsgeschichte mit eindrücklichen Dokumenten zu präsentieren: Zunächst ist das herausragende Exemplar der vollständigen, auf Pergament gedruckten Gutenberg-Bibel (B42) zu erwähnen, das zudem auf allen 1282 gedruckten Seiten mit Exquisitem Buchschmuck versehen wurde. Der Zufall der Überlieferung brachte es mit sich, dass sich auch das Musterbuch (Mainz um 1450) mit den Anweisungen zur Ausgestaltung der Bibel in Göttingen erhalten hat. Auf diese Weise kann der Übergang der Handschrift zum Buchdruck eindrücklich dokumentiert werden.
Neben dem Meisterwerk der umfangreichen Bibel druckte Gutenberg aber eine Vielzahl von Kleinschriften, Kalendern, Grammatiken und Ablassbriefen, von denen ebenfalls Exemplare in Göttingen vorhanden sind. Gezeigt werden kann auch das „Helmaspergische Notariatsinstrument“ von 1455, das bedeutendste Dokument zur Erfindungsgeschichte Gutenbergs.
Neben den direkt Gutenberg-bezogenen Exponaten werden besonders die Themen
- Die Ausbreitung der Buchdruckerkunst in Europa
- Humanismus und Buchdruck
- Die Anfänge der Prosaromane in deutscher Sprache
- Kräuterbücher und medizinische Fachschriften
- Die Anfänge der Zeitung als neuer Mediengattung
- Buchdruck und Reformation
behandelt werden.
Die wissenschaftliche Fachberatung liegt in Händen des Inhabers des Gutenberg-Lehrstuhles und Leiter des Instituts für Buchwissenschaft der Universität Mainz, Univ.-Prof. Dr. Stephan Füssel.