Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen - Projektdetails (Handschriftenkatalogisierung)
Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB Göttingen) besitzt knapp 450 abendländische mittelalterliche Handschriften, die ein breites thematisches Spektrum von Themengebieten abdecken – philologische, theologische sowie geschichts- und rechtswissenschaftliche Titel gehören ebenso dazu wie naturwissenschaftliche Werke. Diese Handschriften wurden seit der Gründung der Bibliothek im Jahr 1734 sukzessive erworben, um den Bestand der Universalbibliothek zu ergänzen.
Die systematische Anordnung dieser mittelalterlichen Quellen wurde zwar im Meyerschen Katalog in Kurzkatalogisaten erfasst und es erschien auch eine Signaturenliste im „Adressbuch der Sammlungen mittelalterlicher Handschriften in Niedersachsen“, für die mediävistisch arbeitenden Disziplinen wurden jedoch die bis zum Jahr 1894 erworbenen mittelalterlichen Handschriften nur unzureichend erschlossen.
Ziel des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Projekts „Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen“ ist es deshalb, die Erschließung und Beschreibung von 78 lateinischen und 74 volkssprachlichen mittelalterlichen Handschriften aus dem genannten Bestand durchzuführen, und gemäß der Bedürfnisse der wissenschaftlichen Community die wichtige und bisher noch nicht tiefenerschlossene Handschriftensammlung der SUB Göttingen nach DFG-Richtlinien zu katalogisieren und frei zugänglich online zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen der Erschließung der Handschriften werden die bisher fehlenden kodikologischen Informationen (Wasserzeichen, Einbandstempel, Lagenprotokoll usw.) ergänzt, die Beschreibung des Buchschmucks präzisiert und Provenienzhinweise belegt. Diese Katalogisate bilden zugleich die ideale Basis für spätere Digitalisierungsvorhaben.
Der Gesamtprozess der Handschriftenerschließung wird kooperativ an der SUB Göttingen und am Handschriftenzentrum der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (HAB Wolfenbüttel) durchgeführt. Dabei werden die einzelnen Arbeitsschritte von der Kodexanalyse bis zur Darbietung der Arbeitsergebnisse über Internet und Katalogdruck mit einem XML-geschützten Verfahren bearbeitet und die Handschriften im internationalen Standardformat TEI P5 katalogisiert. Die Ergebnisse stehen künftig elektronisch über die Handschriftendatenbank der HAB Wolfenbüttel den Forscherinnen und Forschern zur Verfügung, und werden zudem über Manuscripta mediaevalia und auch in gedruckter Form publiziert.
Durch die Tiefenerschließung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften eröffnen sich neue Perspektiven für die mediävistische und die buch- und bibliothekshistorische Forschung. Es bieten sich Anknüpfungspunkte für die virtuelle Zusammenführung entsprechender Bestände an. Dabei werden auch aufschlussreiche Zusammenhänge zwischen Handschriften- und Inkunabelbestand ersichtlich, die an bereits erfolgte oder projektierte Forschungen zu den betreffenden mittelalterlichen Bibliotheken anschlussfähig sein werden. Nicht zuletzt können die aus dem Ausland stammenden bzw. angekauften Kodizes die internationale Forschung zu den entsprechenden Kultur- und Sprachkreisen bereichern.
Nach Abschluss der ersten Projektphase ist als Fortsetzung die Erschließung der weiteren mittelalterlichen Handschriften angedacht.
Leitung / Koordination
Projektleitung in der SUB Göttingen
Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in der SUB Göttingen
Am Projekt beteiligte Abteilungen bzw. Gruppen in der SUB Göttingen
Ehemalige Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in der SUB Göttingen
Doreen Giesecke-Weiß, Dr. Johannes Mangei, Emese Tömösvári, Dr. Lukas Wolfinger