Estnische Druckschriften
von 1945 - 1950 in Deutschland veröffentlicht
7.9.2000 - 4.10.2000
Foyer der Zentralbibliothek der SUB Göttingen
Die Ausstellung gibt eine Übersicht über die 1945 - 1950 in Deutschland veröffentlichten Druckschriften.
Estland, das nördlichste und kleinste unter den drei baltischen Staaten an der Ostsee mit etwa 1,5 Millionen Bewohnern, war von 1918 bis 1940 ein souveräner Staat, die Unabhängige Estnische Republik.
Im Herbst 1944 entschlossen sich 70.000 - 75.000 Esten aus Furcht vor der russischen Okkupation die Flucht nach Westen anzutreten. Die heimatlosen Esten begaben sich nach Finnland, Schweden und etwa 40.000 nach Deutschland.
1945 - 1950 fanden die Exilanten an verschiedenen Orten in Deutschland ihr Zuhause, bis sie sich in den 50er Jahren in Übersee ansiedelten. Gleich nach dem Einzug begann in den Flüchtlingslagern ein reges kulturelles Leben: estnische Schulen wurden gegründet, Sängerchöre und Theater ins Leben gerufen, estnische Zeitungen und Bücher herausgegeben. Das größte Zentrum der Esten in Süddeutschland, in der damaligen amerikanischen Zone, bildete sich in Geislingen in Württemberg, das zweitgrößte in Augsburg, wo sich ein reges kulturelles Leben entwickelte. In der britischen Zone in Norddeutschland lagen die größten Flüchtlingslager der Esten in Lübeck und Schwarzenbek.
In Göttingen wurde am 23. April 1945 das Estnische Komitee gegründet. Hier gab es eine estnische Grundschule und ein Gymnasium. Am 11. August 1945 erschien in Deutschland die erste gedruckte estnische Zeitung der Nachkriegszeit „Eesti Teated“ [„Estnische Nachrichten“], die in Göttingen verlegt wurde. Die größte in Deutschland publizierte Zeitung „Eesti Post“ [„Estnische Post“] wurde später mit der Zeitung „Eesti Rada“[„Estnischer Weg“] vereinigt und erscheint auch heute noch in Deutschland unter dem Namen „Eesti Rada“. Während der Estenlager in Deutschland wurden zahlreiche Bulletins und Zeitungen der Lager veröffentlicht; ein besonders hohes Niveau hatten die Zeitschriften „Kauge Kodu“ [„Die ferne Heimat“] und „Our Life“. Die Mehrzahl der Druckschriften bildeten jedoch die für estnische Schulen sehr wichtigen Lehrbücher; ebenso wie zahlreiche Wörterbücher. In Deutschland wirkten estnische Verlage wie Kultuur, Estonia, Eddy. Es erschienen fast 50 verschiedene schöngeistige Werke: Neuauflagen und Neuerscheinungen der jungen Literaten. Einen besonderen Stellenwert nahmen die Kinderbücher ein. In dieser Zeit erschienen über 300 estnische Werke in Deutschland.
Die SUB Göttingen zeigt diese wichtige Dokumentation der kulturellen Entwicklung des Estnischen der Nachkriegszeit in Deutschland als von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützte Sondersammelgebietsbibliothek der Estnischen Sprache.