Jüdische Mathematiker in der deutschsprachigen akademischen Kultur
6.6.2008 - 27.6.2008
Foyer der Zentralbibliothek der SUB Göttingen
In der Jahren nach 1933 (und vereinzelt auch schon davor) setzte eine durch den Nationalsozialismus erzwungene Emigrationsbewegung ein, die nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa umfasste. Sie betraf neben politischen Gegnern vor allem die jüdischen Bürger Deutschlands und der besetzten Staaten. Für die Wissenschaftsgeschichte waren ihre Folgen ohne Beispiel. Eine der besonders stark betroffenen Disziplinen war die Mathematik. In Deutschland verloren viele jüdische Mathematiker schon 1933 oder kurz danach ihre Arbeitsmöglichkeiten. Wenige Jahre später war auch ihr Leben bedroht. Aber auch in anderen Staaten Europas waren sie nicht lange sicher. Hatten sie in einem der später von Deutschland besetzten Länder Aufnahme gefunden, so folgte der ersten Flucht in aller Regel eine zweite. Misslang die Flucht oder kam es – aus welchen Gründern auch immer – nicht zur Emigration, drohte in Deutschland und den besetzten Staaten Verhaftung und Tod. In den Aufnahmeländern gelang manchen Geflohenen eine bemerkenswerte neue Karriere, andere dagegen litten ihr Leben lang unter den Verlusten der Vertreibung. In den Jahrzehnten vor ihrer Vertreibung waren diese Mathematiker dagegen ebenso wie jüdische Mathematiker der vorhergehenden Generationen ein bedeutender Teil der Welt der Mathematik geworden. Der „Aufstieg durch Bildung“, der jüdisches Leben im 19. und frühen 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum maßgeblich charakterisierte, gelang auch – und in erheblichen Maße – in der Mathematik. Diese Ausstellung zeigt, in welch beeindruckender fachlichen wie professionellen Breite jüdische Mathematiker seit dem 19. Jahrhundert und bis zu ihrer Vertreibung ab 1933 die mathematische Kultur in deutschen Staaten mittrugen.
Ermöglicht wurde die Ausstellung durch die Deutsche Telekom Stiftung. Im Rahmen des „Jahres der Mathematik“ wird sie in verschiedenen deutschen Städten gezeigt.