„Und ich wurde ihnen zu einem kleinen Heiligtum …“

Synagogen in Deutschland

03.10.2004 - 14.11.2004

Historischer Saal der Paulinerkirche

Jüdische Ritualbauten waren zwischen dem 18. Jahrhundert und dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts mit über 3.000 Lehr- und Bethäusern ein integraler Bestandteil des deutschen Städtebildes. Fast sämtlich wurden sie unter der nationalsozialistischen Diktatur, einige auch erst nach 1945, zerstört, abgerissen oder umgebaut. Die Ausstellung führt den einstigen Reichtum dieser heute zumeist verlorenen Architektur vor Augen und macht Synagogen als wichtige Baudenkmale und als wesentlichen Bestandteil des deutsch-jüdischen kulturellen Erbes erfahrbar.

Fast zwanzig detailreiche Holzmodelle beispielhafter Synagogenbauten verdeutlichen ihre Entwicklung von den in Hinterhöfen versteckten Bauwerken des Barock über die ersten im Städtebild sichtbaren klassizistischen und späteren eklektizistischen Bauten bis hin zu den monumentalen Bauwerken der Moderne. Eine besondere Abteilung ist der Göttinger Synagoge gewidmet. Eine computeranimierte Video-Präsentation sowie Text- und Bildtafeln informieren anschaulich über die Geschichte und die architekturhistorische Bedeutung der einzelnen Bauten.

Zusätzlich bringen Toramäntel, Torarollen, Torawimpel, Leuchter und Gebetbücher dem Besucher das gottesdienstliche Geschehen auf plastische Weise nahe. Zahlreiche Illustrationen, Handschriften und Druckwerke, die vorrangig aus den reichen Beständen der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek stammen, zeugen von der über die Jahrhunderte hinweg lebendigen Beschäftigung mit Synagogen. Ihre Zerstörung im Jahre 1938, heutige Ansichten ihrer einstigen Standorte und ein Ausblick auf die zeitgenössische Synagogenarchitektur werden in Fotoserien dokumentiert.

Die Ausstellung ist ein Ergebnis der deutsch-israelischen Forschungskooperation „Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa“ zwischen dem Fachgebiet Baugeschichte, Technische Universität Braunschweig, und dem Center for Jewish Art, Hebrew University of Jerusalem. Die Kooperation widmet sich dauerhaft der Erforschung jüdischer Ritualbauten, um sie als Teil der europäischen Architektur- und Kulturgeschichte ins Bewusstsein zu bringen. Ergänzungen der Ausstellung sind in Zusammenarbeit mit der Abteilung Judaistik an der Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen erarbeitet worden.